Film Wichteln #13 – Love Hard

Wer das große Glück sucht – und das nicht nur zur Sommerzeit – muss heute nicht einmal mehr die eigenen vier Wände verlassen. Ganz bequem von zu Hause aus den oder die Richtige online suchen, finden, flirten und … Ja, da haben wir dann den Salat. Aber von dieser Erfahrung ist Natalie in „Love Hard“, dem mir zugelosten Wichtelfilm, noch weit entfernt, als sie über eine Dating-App ihren Traummann, Josh, kennenlernt. Josh scheint alles das in sich zu vereinen,  was eine Frau heute von einem Lebensabschnittspartner erwartet. Tough und gleichzeitig empathisch, belesen und dennoch ein ganzer Kerl,  der vermutlich auch vor dem Fernseher feuchte Augen bekommt, wenn Johnny in „Dirty Dancing“ klarstellt, wohin sein „Baby“ gehört. Von mehr als nur Neugier getrieben, macht sich Natalie kurz vor den Weihnachtsfeiertagen aus dem sonnigen Kalifornien ins winterliche Lake Placid auf, um dem Angebeteten einen Überraschungsbesuch abzustatten. Aber als routinierter Konsument von Romantic Comedy,  ahnt man als Zuschauer natürlich sofort, wohin die Reise geht. Nämlich mitnichten in das erträumte Liebesglück, zumindest noch nicht. Zunächst einmal gilt es,  die genretypischen Irrungen und Wirrungen zu überstehen, die in diesem Fall kaum vorhersehbarer hätten ausfallen können. Der vermeintliche Traummann entpuppt sich nämlich als ziemlich unspektakulärer Nerd,  der noch bei seinen Eltern lebt, und der sich mit einem Fake-Profil im Netz angemeldet hat, um seine Chancen bei der holden Weiblichkeit ein klein wenig zu erhöhen. Die im Profil benutzten Fotos gehören zu Tag, einem alten Schulfreund von Josh. Natalie wurde also nach allen Regeln der Kunst „gecatfished“, ein Ausdruck, der mir bis dato gänzlich unbekannt war, dessen Bedeutung sich mir aber natürlich sofort durch die wortgetreue Übersetzung ins Deutsche erschlossen hat. Denn wer möchte schon gern „gekatzenfischt“ werden? Nein, das gönnt man nicht einmal seinem ärgsten Feind.

Um die Handlung in eine neue, aber erwartbare, Richtung zu bringen, bietet Josh Natalie an, sie mit Tag, der zufälligerweise im gleichen Ort lebt, zu verkuppeln. Im Gegenzug gibt sich Natalie kurzzeitig  vor dessen Familie als Josh Freundin aus, damit das Weihnachtsfest im Kreis von Josh Familie friedlich und in Harmonie verlebt werden kann und nicht in einer emotionalen  Katastrophe endet. Ob es so kommen wird? Wer weiß das schon? Ich möchte von dem Wenigen, was dann im Film noch passiert, aber dann auch besser nichts mehr verraten.

„Love Hard“ ist leider überwiegend eher mäßig unterhaltende Konfektionsware, wie man sie meist  aus dem Analog-TV kennt und dass leider nicht nur im Winter, wenn es schneit.  Mit Weihnachten hat der Film, wenn überhaupt,  auch wirklich nur am Rande etwas zu tun. Die Handlung könnte ebenso zu jeder anderen Zeit des Jahres spielen. Sicherlich hat der Film seine Momente,  wobei hierbei aber eindeutig die schwachen überwiegen. Kommen wir aber erst einmal zu dem, was mir positiv in Erinnerung geblieben ist: zunächst einmal eine angenehme Länge von unter 2 Stunden, was den Film snackable macht, ohne dass man zu viel vertaner Lebenszeit nachtrauert. Dann ist der Cast durchweg sympathisch und – dem Trend der Zeit folgend – divers besetzt. Das wirkt zum Teil zwar ein wenig gewollt, harmoniert letztlich aber recht gut. Besonders der Charakter des Josh hat mir gut gefallen. Ein sympathischer Nobody, der am Ende groß rauskommt. So etwas sehe ich immer gern. Auf sein Konto gehen auch die meisten der – wenigen – gelungenen Gags des Films. Damit ist das Positive aus meiner Sicht dann leider auch schon gesagt. Ansonsten bietet der Film eine Story, wie man sie schon hundertfach gesehen hat. Klischeehafte Charaktere, die sich  klischeehaft  in klischeehaften Situationen verhalten. Aber ist es nicht grade das, was wir an Weihnachten sehen wollen? Ja, zumindest wenn es nach einem großen Technologieunternehmen geht, dessen Produkte im Film präsenter als die Hauptdarsteller sind.

Der Film tut nicht weh,  richtet keine bleibenden Schäden beim Zuschauer an. Und wer Romantic Comedys zu schätzen weiß, wird bei „Love Hard“ ganz sicher auf seine Kosten kommen und mit dem Film und seinen Charakteren eine schöne Zeit haben.  Wer es aber ein wenig gehaltvoller mag, der sollte eher nachschauen, ob  noch etwas Leckeres auf dem bunten Teller zu finden ist, der uns die Weihnachtstage versüßt. Auch wenn ich mich mit Lobpreisungen zu „Love Hard“ eher schwertue, bin ich durchaus in einer weihnachtlichen Stimmung und wünsche allen Leser*innen tolle, aber dennoch zumindest ein wenig besinnliche,  Feiertage und einen Sack voller Geschenke.


Wichtel von Gina Dieu Armstark

Text von Steffelowski

Übersicht der Wichtel-Texte

Das war das Film-Wichteln für 2021. Ich bedanke mich nochmal bei allen Teilnehmer*Innen und alle die mitgelesen haben.

Beste Grüße und wunderschöne Weihnachten wünscht

Marius aka Lufio

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