Film Wichteln #1 – Lethal Weapon

So, jetzt muss ich mich mal direkt beschweren. Is‘ ja schließlich schon schlimm genug, dass wir armen Menschen aus Sachsen bereits von den Medien in extreme Ecken gerückt werden – aber jetzt macht das auch noch meint Podcast- und Blogosphären-Kollege Marius? Ich meine: Letztes Jahr bekam ich beim Filmwichteln den letzten Platz zugewiesen, dieses Jahr den ersten? Was soll das?! So wird das jedenfalls nix mit Vorurteilsabbau, Völkerverständigung und Gleichberechtigung, hat aber immerhin den Vorteil, dass ich endlich auch mal – wie so viele Sachsen und Sächsinnen, die derzeit den von Sascha Lobo ausgerufenen „weinerlichen Wellness-Widerstand“ pflegen [ Artikel beim Spiegel ]– so richtig schön rumopfern kann.

So viel dazu. Aber apropos Opfer: Das bin ich dieses Mal, zumindest was den gewichtelten Film betrifft, nicht geworden. Kein Affront gegen meinen Wichtel ausm letzten Jahr, nur hatte ich „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ eben schon rund 262 mal gesehen. 262 mal öfter als den Film, der diesmal für mich auslost wurde, und so kam ich in den Genuss respektive in Zwang, endlich mal diesen Kultklassiker nachzuholen: „Lethal Weapon“. Regie Richard Donner, Drehbuch Shane Black, Mel Gibson und Danny Glover in den Hauptrollen eines Buddy-Cop-Actionfilms mit einer großen Prise Humor, entstanden Ende der 80er Jahre.

Kann doch eigentlich nicht viel schiefgehen, möchte man meinen. Und in der Tat war „Lethal Weapon“ sowohl unterhaltsam als auch lehrreich. Letzteres betrifft die Tatsache, dass er schon ein Jahr vor „Stirb Langsam“, dem das ja gemeinhin nachgesagt wird, anscheinend eine neue Ära im Action-Genre einläutete, nämlich die übermenschlichen Helden der 80er durch Figuren abzulösen, die ganz menschliche Probleme haben und verwundbar sind. Probleme hat der von Gibson gespielte Polizist Martin Riggs jedenfalls reichlich, die ihn bis an die Schwelle zum Suizid treiben, und das passt seinem neuen Partner Roger Murtaugh (Glover) natürlich gar nicht, wenn beide dem vermeintlichen Selbstmord einer Prostituierten nachgehen sollen, der sie auf die Spur einer Gruppe Ex-Soldaten führt, die Drogen aus Asien einschmuggeln.

Da werden Fressen poliert, Meinungsverstärker gezückt und Sprüche geklopft, mitsamt gelungener Erzähldynamik, sympathischen, greifbaren Charakteren, die auch mal eine Kugel einstecken müssen und denen das durchaus etwas ausmacht, und es gibt die ein oder andere Überraschung. Die kleine Krönung im Kontext dieses Gewichtels hier: Es ist ja sogar ein Weihnachtsfilm! Oder zumindest einer, der im weihnachtlichen L.A. spielt. Welcher Film, der ein Jahr später erschien, hat das nochmal genauso gemacht?

Das Problem vieler solch Genre-evolutionierender Streifen: Sie waren in der Regel nur für ihre Zeit prägend, während alles, was danach kam, all das konventionalisierte. Und so wirkt „Lethal Weapon“ 34 Jahre nach seinem Erscheinen eher wie Standardware. Gute Standardware, um das nochmal zu betonen; gelangweilt habe ich mich jedenfalls nicht. Doch der letzte Kick und vor allem der Grund, weshalb es hier zu drei Nachfolgern und vor einigen Jahren einem Serien-Reboot kam – das fehlte mir.

Dennoch: Vielen Dank an meine/n Wichtel*in vor allem dafür, dass ich diese Bildungslücke endlich schließen konnte. Ist ja hier in Sachsen nicht selbstverständlich…


Wichtel von Ecce Homo 42

Text von Audio/Visuell

Übersicht der Wichtel-Texte

8 Comments

  1. Jetzt, wo du den ersten sehen musstest… an der Filmreihe kannst du ruhig dran bleiben, da gibt es keine starken Qualitätsverluste. Als junger Mensch war ich sogar mal auf einer Lethal Weapon Filmnacht im Kino und habe alle 4 Filme am Stück gesehen. Okay, beim dritten habe ich vielleicht etwas geschlummert…

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  2. Da stellt der Christian völlig zurecht fest, dass dieser Film entscheidend auf Actionkomödien und Buddy Movies eingezahlt hat und erkennt den visionären Wert des Werkes und schränkt dann ein, dass er sich wie Standardware anfühlt. *seufz*
    Nächstes Mal also keinen AllTime Lieblingsfilm auswählen.
    Der zweite ist noch witziger und kommt fast an den ersten heran. 3 ist ein Dip und 4 ist ein wohlverdientes Ende der besten amerikanischen Actionreihe

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