Japanuary 2021 – Teil 2

Der zweite und letzte Teil meiner Filmbesprechungen zum Japanuary. Dieses Mal ganz ohne Ghibli, dafür mit vier anderen Streifen aus Fernost. Von Monstersequels bis Serien-Verfilmungen ist alles dabei und deswegen starten wir auch ohne viel „bla bla“ direkt in die Kritiken. Wenn ihr noch mehr lesen wollt, wie wäre es mit dem ersten Teil oder mit den Texten von vielen anderen zur Japanuary-Aktion!

Godzilla kehrt zurück (1955)

„Na hoppla, was ist denn da passiert“ – So ungefähr sah meine Reaktion aus, als ich zum ersten Mal das Sequel zum Original-Godzilla gesehen habe. Beim Datum der Filmveröffentlichung hatte ich schon eine Vermutung, warum „Godzilla II“ so… naja, merkwürdig geworden ist. Gerade ein Jahr nach dem Erfolg von der Ur-Echse, musste natürlich eine Fortsetzung in die Kinos. Schnell produzierte Sequels gab es also schon vor über 60 Jahren. So beginnt Teil Zwei noch halbwegs normal, mit zwei Piloten als Protagonisten, die Zeuge von Godzillas Kampf gegen einen Dino sind. Dieser Fight verlagert sich weiter Richtung Osaka (ja, nicht Tokio, mega innovativ!) und droht die Stadt zu zerstören. Das ist doch die beste Zeit, um Teil Eins nochmal zu rekapitulieren. Nein, nicht in diesem Text, das Sequel selbst macht das. Der Forscher vom Original erzählt nochmal wie man das radioaktive Vieh letztes Mal losgeworden ist, warum das heute nicht mehr geht und wenn wir schon dabei sind, schauen wir uns doch nochmal Original-Sequenzen vom ersten Teil mitten im Sequel an! Danach wird es richtig absurd. Die beiden Monster (also zwei Menschen im Pappanzug) hauen sich gegenseitig auf die Mütze, wobei von den liebevollen Miniatur-Zerstörungen des ersten Teils wenig übrig bleibt. Relativ zackig ist der Kampf vorbei, Godzilla geht zurück ins Meer, Osaka ist gerettet und fertig ist der Schinken. Zumindest wenn nicht noch die Hälfte des Films vor uns liegen würde. Also ziehen unsere Charaktere um nach Hokkaido und so ein Pech aber auch: Godzilla taucht wieder auf. Wird also Zeit das Ungetüm komplett zu töten. Nach kurzem Brainstorming kommt man auf die bestmögliche Idee, nämlich auf einer Winterinsel Eislawinen mit Bomben auszulösen. Der Vorteil davon ist, dass man das Flugzeug mit dem Bombenabwurf immer und immer wieder zeigen kann, während der Typ im Godzilla-Kostüm einfach im Gegenschnitt mehr und mehr im „Eis“ versinkt. Von der Liebe zum Detail und dem doppelten Boden des ersten Teils ist die Fortsetzung wirklich meilenweit entfernt. Der Trashfaktor ist allerdings so hoch, dass man durchaus seinen Spaß mit dem Film haben kann. Mehr als ein paar Szenen aus der Kategorie „so schlecht, dass es wieder gut ist“ darf man aber beim besten Willen nicht erwarten.

Der große Krieg der Planeten (1977)

Es ist nicht gerade die nette Art, einen Realfilm mit einem Anime-mäßigen Plakat zu bewerben. Auf der Amazon-Video-Seite sieht man nämlich nur ein relativ cooles Plakat einer Zeichentrick-Kampfsequenz mit ein paar Infos, die auch so auf einen Sci-Fi-Anime hätten passen können. Wer also denkt, dass die Zeit vorbei ist, wo man Filme nach Cover und Klappentext anschaut, liegt wohl falsch. Aus den wenigen Infos entstand in meinem Kopf ein cooler und unterhaltsamer Weltraum-Spaß. Bei zwei Dingen hätte ich stutzig werden müssen. Erstmal war da die schwache ImdB-Bewertung von 5,0 und das Erscheinungsjahr war 1977. Und was war in diesem Jahr ebenfalls? Richtig, „Star Wars“! Tatsächlich beginnt der Wikipedia-Artikel vom Film auch genau mit der Infos, dass „The War in Space“ die japanische Antwort auf Lucas´ großes Werk ist. Also nichts mit großer Anime-Action, sondern rein in das Vergnügen vom Sci-Fi-Trash. Aber erstmal das Positive: Der Film ist kein einfacher Star-Wars-Abklatsch, sondern viel mehr ein Potpourri der größten Weltraum-Marken. Das Innere des Raumschiffs ähnelt „Star Trek“, die Geschichte rund um Venus-Bewohnern die mit UFOs die Erde angreifen könnte aus einem x-beliebigen Groschenheft stammen und nur bei einzelnen Elementen, wie den Piloten-Kämpfen, musste ich wirklich an Luke, Han und Co. denken. Alles andere ist Trash ganz nach der Definition. Hier wurde versucht, den großen Vorbildern nachzueifern, jedoch mit den einfachsten Mitteln. Das wirkt in den besten Momenten sehr detailverliebt, wenn z.B. die Miniaturausgaben von großen Gebäuden der Weltgeschichte in Luft gesprengt werden, aber gerade wenn die Geschichte einsetzt, ist „Der große Krieg der Planeten“ ein Cringe-Festival. Auch in Sachen Kreativität ist der Film meilenweit von der Konkurrenz entfernt. Das Beste was den Machern eingefallen ist, ist ein Imperator-Mensch, der blau angemalt wurde und eine Legionär-Uniform an hat oder auch ein großes Fellbüschel mit gelben Hörnern und leuchtender Axt. Für den nächsten Trash-Abend kann ich dieses Werk aber größtenteils empfehlen. Auch wenn sowas wie ein Spannungsbogen komplett fehlt, kann die simple Geschichte unterhalten, die Schauspielerleistungen schwanken wunderbar zwischen nicht existent und „over the top“ und die Effekte können sich ab und zu dann doch mal sehen lassen. Für mehr als eine Trash-Portion für zwischendurch taugt das „japanische Star Wars“ aber dann doch nicht. Und wer startet jetzt mit mir eine Petition, damit Amazon keine coolen Anime-Vorschaubilder mehr für solchen Weltraum-Klamauk verwendet?!

Heimliche Helden (2018)

Mal wieder etwas Anime-Action! Bei meiner Suche auf den gängigen Streamingdiensten bin ich auf diesen Film auf Netflix gestoßen. Naja, es sind eher drei Filme in einem. Nur unterbrochen durch nette „Filmfestival“-Animationen, werden hier drei Kurzfilme vom japanischen Studio „Ponoc“ präsentiert. Dieses Team besteht überwiegend aus ehemaligen „Ghibli“-Mitarbeitern und hatte mit „Mary und die Blume der Hexen“ 2017 einen ersten Hit. Der Regisseur von damals hieß Hiromasa Yonebayashi, ist immer noch beim Team und war auch für den „Ghibli“-Streifen „Erinnerungen an Marnie“ verantwortlich. Eben dieser Regisseur startet auch den Kurzfilm-Dreiklang mit „Kanini & Kanino“. In den knapp 18 Minuten geht es um eine kleine Familie von Unterwassermenschen die mal nicht in einem See oder Meer leben, sondern ausnahmsweise in einem Fluss. Genau diese Idee und die großartigen Animationen machen diesen Kurzfilm wirklich besonders, wobei die Story dabei nicht mithalten kann. Vater versucht Kind zu retten, wird von der Strömung davon getrieben, Kinder machen sich auf die Suche und am Ende wartet ein Endkampf gegen einen großen (und ziemlich gruseligen!) Fisch. Den Mittelteil der kurzen Trilogie gehört Regisseur Yoshiyuki Momose und seinem Werk „Life Ain’t Gonna Lose“. Dort erzählt uns das Studio eine Geschichte um einen Jungen der gegen Eier extrem allergisch ist und ich weiß nicht warum, aber irgendwie hat mir die Geschichte am besten gefallen. Dabei kann ich mich gar nicht so gut in die Situation reinversetzten, irgendwas zu essen und daran zu sterben wenn keine Hilfe kommt, denn ich bin gegen absolut nichts allergisch. Besonders loben muss man hier wieder die super flüssigen und dynamischen Animationen, die dieses Abenteuer extrem kurzweilig machen. Selbstverständlich gewinnt die Story keinen Innovations-Oscar, aber irgendwie hat es der Film geschafft, dass ich sehr schnell mitgefühlt habe und so ähnlich auch einen Langfilm mit dem Thema gerne schauen würde. Zum Schluss kommt die Geschichte von Regisseur Akihiko Yamashita namens „Invisible“. Wie der Name schon sagt, geht es um einen unsichtbaren Mann, der aber auch trotz Klamotten nicht von seiner Umwelt wahrgenommen wird und ohne Ballast wie bspw. einer Gasflasche, einfach vom Erdboden abhebt. So macht der Film als einziger eine wirkliche doppelte Ebene auf mit der Zweideutigkeit von „unsichtbaren“ Menschen – einmal das Fantasy-Produkt und einmal die wirklich ausgegrenzten Menschen die im Alltag einfach ignoriert werden. Leider verkommen die 13 Minuten dann doch in etwas Kitsch und so konnte das Ende nicht wirklich bei mir zünden. Aber allein für die Doppeldeutigkeit der Story und den wieder famosen Animationen, kann ich auch die Geschichte empfehlen. Alles in allem kann man mit „Modest Heroes“ nicht viel falsch machen. Der „Wow“-Effekt anderer Kurzfilme bleibt vielleicht etwas aus, aber dafür findet man hier drei unterhaltsame, kindgerechte und wohlfühlende Animationsfilme in einem Paket.

One Piece 6: Baron Omatsuri (2005)

Kommen wir zur kürzesten Kritik in diesem Beitrag, denn ihr werdet meine Meinung und die von anderen Leuten zu diesem Film bald auch hören können! Haltet am besten nächste Woche Ausschau auf der Seite der Kinotagesstätte. Daher hier nur ein paar wenige Zeilen. Der insgesamt sechste Film zum erfolgreichsten Manga und Anime aller Zeiten, wurde von Regisseur Mamoru Hosoda („Der Junge und das Biest“) inszeniert. Die berühmte Strohhutbande landet auf einer „Wellness-Insel“, welche natürlich ein dunkles Geheimnis verbürgt. Während die erste Halbzeit fast komplett nur aus Klamauk-Szenen besteht, wird es im Laufe der Geschichte tatsächlich richtig düster. Dazu kommt ein sehr reduzierter Art-Style, der die Geschmäcker, genauso wie der Humor, wohl eher teilen wird. Als großer One Piece-Fan hatte ich wirklich viel Spaß mit dem Film und für Leute die mit den Piraten das letzte Mal im Nachmittagsprogramm von RTL2 etwas zu tun hatten, kann dieser Nostalgie-Trip bestimmt auch nicht schaden. Mehr dazu aber, wie schon oben beschrieben, gibt es schon bald in Podcast-Form!

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