Da sind die ersten vier Monate von 2020 auch schon wieder Geschichte und auch der April wird in selbige mit Sicherheit eingehen. Ob der Mai ein Schritt in die richtige Richtung wird oder nur der Anfang vom Rückschritt, wird sich zeigen. Aber die Watchlisten sind für alle Zeiten gut gefüllt, auch wenn ich im letzten Monat mal wieder ein Sandkorn aus der Wüste getragen habe. Das Highlight und ein Doku-Tipp gibt es hier genauso wie mein Monats-Ranking.
- Film des Monats
Wem normale Kinder schon auf die Nerven gehen, wird bei „Systemsprenger“ seinem Endgegner gegenüber stehen. Der mit Preisen überschüttete Film handelt von der 9jährigen Benni, die man ganz klar als „Problemkind“ bezeichnen kann. Sie rastet wegen jeder Kleinigkeit komplett aus, verletzt sich und andere, beleidigt jeden und schreit alle Hilfsversuche nieder. Anders als man vermuten könnte, sieht man hier keinen Film über das Versagen des Systems oder über böse Menschen, die dem Kind nicht helfen wollen. „Systemsprenger“ ist vielmehr eine Momentaufnahme einer Situation, die dem realen Leben nachempfunden ist. Wie wir aus anderen Beispielen wissen, ist die Realität manchmal das größte Drama. In den knapp zwei Stunden werden alle Facetten aus dem Leben eines solchen Kindes gezeigt. Benni wird von einer Maßnahme in die nächste geschickt, verschiedenste Betreuer versuchen eine Lösung zu finden und die eigene Mutter ist genug mit der eigenen Existenz beschäftigt. Fast schon verzweifelt sucht der Film Kapitel um Kapitel nach einer Lösung. Wir sind es als Zuschauer gewöhnt, dass Probleme in Filmen gelöst werden. Sollte dies Mal nicht der Fall sein, dann hat man meist selbst noch eine Idee, mit der es hätte klappen können. Hier ist alles anders. Der Film lässt keinen Weg unversucht und so ist man selbst als „allwissender“ Zuschauer mit seinem Latein am Ende. Dem entsprechend habe ich mich auch nach dem Ansehen gefühlt: Froh darüber mal in diese Lebensbereiche einen Einblick bekommen zu haben, aber gleichzeitig auch fertig mit den Nerven wie Eltern nach einem Tag Homeoffice und Kinderbetreuung. Mit den extrem gut gezeichneten Charakteren, den fantastischen Darstellern und einem klugen Drehbuch, ist „Systemsprenger“ ganz klar ein Highlight der jüngeren deutschen Filmgeschichte. Da ist auch mal ein Klischee-Moment oder die paar Minuten zu hohe Laufzeit zu verschmerzen.
- Doku des Monats
Es lohnt sich ja häufiger mal in die Arte Mediathek reinzuschnuppern. Bis zum 10.06.2020 werdet ihr dort „Kubrick erzählt Kubrick“ über dem Weg laufen. Die einstündige Dokumentation beginnt mit dem üblichen abfeiern des Großmeisters, „Augenzeugen“ kommen zu Wort und Backstage-Szenen werden gezeigt. Hauptsächlich besteht die Dokumentation allerdings aus einem aufgenommen Interview mit Kubrick eines französischen Filmkritikers. Fortan wird ein Film nach dem anderen (mal mehr, mal weniger zeitintensiv) vorgestellt und als Zuschauer hören wir Kubrick dabei zu, was er sich eigentlich so bei der Arbeit gedacht hat. Das ist auch alles sehr interessant, immerhin war die Regie-Legende dafür bekannt, kaum in der Öffentlichkeit zu sprechen. Wer jetzt die Offenbarung der Filmgeschichte erwartet, wird natürlich herbe enttäuscht. Ab und zu gibt es mal einen klugen Spruch oder eine Info, die man vielleicht nicht so ganz erwartet hätte. Dazu haufenweise Füllmaterial, das zwar auch ganz nett ist, aber es wird auch keinen vom Hocker hauen. Kubrick-Fans wie mich unterhält die kurzweilige Doku natürlich trotzdem und Einsteiger wird der Streifen vielleicht helfen, sich besser in der Filmographie des Regisseurs zu Recht zu finden. Wer also immer mal Stanley selbst über seine Filme sprechen hören wollte, sollte mal in die Mediathek oder auf Youtube vorbeischauen. Alle anderen sollten natürlich auch reinschauen weil 1.) es ist gratis und 2.) es geht um Kubrick!
- Filmranking für April 2020
Platz | Filme | Wertung | Laufzeit (Min.) | Wo gesehen |
1 | M – Eine Stadt sucht einen Mörder | 4,5 | 117 | Youtube / Prime |
2 | Fluch der Karibik 3 | 4,5 | 169 | Bluray |
3 | Das Leben des Brian | 4 | 94 | Netflix |
4 | Systemsprenger | 4 | 118 | Netflix |
5 | Fluch der Karibik | 4 | 143 | Bluray |
6 | Praxis Dr. Hasenbein | 3,5 | 97 | Netflix |
7 | Kubrick erzählt Kubrick | 3,5 | 73 | Arte Mediathek |
8 | Fluch der Karibik 2 | 3,5 | 151 | Bluray |
9 | Peter Hase | 3,5 | 93 | Netflix |
10 | Der Schacht (The Plattform) | 3,5 | 95 | Netflix |
11 | Die Geschichte vom Brander Kaspar | 3 | 105 | Amazon Prime |
12 | Samba in Mettmann | 2,5 | 89 | Netflix |
13 | 7 Zwerge – Männer allein im Wald | 2,5 | 95 | Netflix |
14 | Siegfried | 2,5 | 89 | Netflix |
15 | Männersache | 2 | 90 | Netflix |
16 | Harte Jungs | 1,5 | 95 | Amazon Prime |
17 | Warum Männer nicht zuhören und… | 1,5 | 103 | Netflix |
Schnitt | 3,18 Pkt. | 106,82 Min. | Bluray-Regal: 3 | |
Gesamt | 17 Filme | 1.816 Min. | Streaming: 14 | |
30 Std. |
Toller Tipp mit der Kubrick Doku – habe ich mir direkt angeschaut! Die hast du sehr treffend wiedergegeben 🙂
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Mir lag der Fokus zu sehr auf Barry Lyndon, dem meiner Meinung schwächsten Film von von Kubrick 😴
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Ich habe auch ein Herz für Barry Lyndon und seine gelebte Langsamkeit, daher fiel mir das nicht so auf 🙂
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Sytemsprenger ….. nur schwer zu ertragen😬
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