Heute lassen wir den Dezember Revue passieren, bald das gesamte Filmjahr und dann ist endlich Schluss mit 2019. Auch in dieser Kategorie „Mein Movie Monat“ wird sich einiges ändern, dazu aber beim nächsten Mal mehr. Kleine Anmerkung: Ich habe in diesem Monat auch alle Star Wars Filme gesehen. Zu allen Streifen habe ich aber schon ausführlich im Podcast alles gesagt und daher lasse ich die Filme hier raus. Allerdings gibt es zu Episode 5, Episode 8, Episode 9, Rogue One und Solo eine schriftliche Kritik von mir. Ebenfalls habe ich schon ein paar Worte zu „The Irishman“ und „Your Name“ geschrieben und daher werden diese wunderbaren Werke hier auch nicht weiter erwähnt.
Bevor wir zu den etwas neueren Filmen kommen, fasse ich in diesem Absatz mal ganz kurz mein Weihnachtsprogramm zusammen. Dazu muss ich sagen, dass ich die Feiertage in der alten Heimat verbracht habe und da bei Kaffee und Kuchen oft der Fernseher lief.
So erklärt sich auch, warum ich den Fernsehfilm „Tischlein deck dich“ aus dem Jahr 2008 gesehen habe. Ich mag nicht nur das Märchen nicht wirklich, sondern auch diese Interpretation mit extrem schlechten Spezialeffekten nicht. Alte Verfilmungen von den Gebrüdern Grimm können ihren Charme haben, diese gehört jedoch nicht dazu.
Da gefiel mir die DDR-Variante vom Andersen-Märchen „Das Feuerzeug“ deutlich mehr. Auch da sind die Spezialeffekte aus heutiger Sich eher lächerlich, aber der Film ist auch über 60 Jahre alt. Gut anschaubar an einem Nachmittag, am besten vollgefressen auf der Couch.
An jedem Feiertag auch gerne gesehen: Michel aus Lönneberga! Pure Nostalgie, die mich immer wieder zum Schmunzeln bringt. Highlight des ersten Teils ist natürlich die Suppenschüssel und die dazugehörigen Sparmaßnahmen des Vaters.
Für viele gehört auch „Don Camillo“ in die Riege der großen Klassiker. Tatsächlich hat der Film von 1952 ganz nette Charaktere und ein paar Highlights, wie z.B. das unfairste Fußballspiel der Welt. So wirklich warm wurde ich mit dem Pastor-Haudegen dann aber doch nicht.
Einen anderen Streifen habe ich dagegen nicht zum ersten Mal gesehen, sondern eher zum zwanzigsten Mal. Ob „Die Feuerzangenbowle“ nun ein Propaganda-Film ist oder geschickt dieser Mache im Produktionsjahr 1944 entging, sollen die Filmwissenschaftler klären. Der Heinz Rühmann-Klassiker ist aber vor allem witzige Unterhaltung mit charmanten Darstellern.
Das Highlight der Feiertage hieß aber wie immer: Weihnachten bei Hoppenstedts. Die Sketch-Reihe vom Humor-Großmeister „Loriot“ hat so viele tolle Momente, dass ich hier mal ganz kurz meine Top 3 der besten Szenen vorstellen möchte und damit auch den Feiertags-Absatz schließe:
- Platz 3: Der Kosakenzipfel
- Platz 2: Ein Weihnachtsgedicht
- Platz 1: Wir bauen uns ein Atomkraftwerk
Weg von Weihnachten, ab nach China. Im Jahr 2000 erschien Ang Lee´s Meisterwerk „Crouching Tiger, Hidden Dragon“. Bei der Erstsichtung vor vielen Jahren wurde zwar meine Faszination geweckt, aber so wirklich warm wurde ich mit dem Streifen nicht. Bei der jetzigen Zweitsichtung hat sich das komplett geändert. Mehr noch, es kribbelt mir in den Fingern, diesen Film wieder und wieder zu sehen. Die Mythologie, in welche man als Zuschauer ohne große Erklärungen einfach rein gestoßen wird, hat mich einfach bekommen. Wir sehen hier nämlich die Verfilmung eines vierten Teils einer Buchreihe. Die eigentlichen Helden der Reihe sind hier schon älter und als Legenden etabliert. Auch wenn der Zuschauer von ihren Taten (wohl aus den vergangenen Büchern) nur erzählt bekommt, merkt man bei den grandiosen Kampfsequenzen, dass die beiden ihren Status nicht umsonst haben. Ein weiterer Storyfokus liegt aber auf einer Liebesgeschichte zweier weiterer, jüngerer Kämpfer. Klingt konfus? Stell euch einfach vor, ihr habt noch nie „Star Wars“ gesehen und fangt mit einer Geschichte irgendwo zwischen Teil 6 und 7 an. Entweder die Faszination haut euch komplett um oder es wirkt alles nur wirr und verzweigt. Ich für meinen Teil bin ab sofort riesiger Fan von „Tiger and Dragon“ (so der deutsche Titel…).
Die freien Tage zwischen den Jahren nutze ich auch meistens, um noch ein paar Filme aus dem Jahr nachzuholen. Ziemlich weit oben auf der Liste stand dabei „Can you ever forgive me?“. Irgendwie gefielen mir die Trailer schon und die Geschichte rund um eine erfolglose Autorin, die anfängt Briefe berühmter Schriftsteller zu fälschen, hat auch mein Interesse geweckt. Vor allem, weil die Story auf wahren Begebenheiten beruht. Der Film vollzieht das Kunststück, dass die unsympathischen Haupt- und Nebencharaktere im Zusammenspiel einem als Zuschauer ans Herz wachsen. Minus mal Minus ergibt plus sozusagen. Das liegt in erster Linie an Melissa McCarthy und Richard E. Grant, die hier vielleicht das merkwürdigste Duo des Jahres verkörpern. Den Beiden hätte ich auch noch Stunden bei ihren Verbrechen zu gucken können. Auch wenn der Grundtenor eher betrübt wird, so ist „Can you ever forgive me?“ ein lebensbejahender und realitätsnaher Film, der sich traut seine Figuren auch bis zum Schluss mal ins schlechte Licht zu rücken. Was dem Streifen vielleicht an kreativen Ideen fehlt, macht er durch großartige Schauspielleistungen und herzliche Charakterzeichnungen wieder weg. Große Empfehlung von meiner Seite und eine positive Überraschung 2019.
„Anthony Hopkins spielt den konservativen Papst Benedikt XVI. Jonathan Pryce spielt den Reformer-Papst Franziskus. Dann lassen wir die zwei Charakterdarsteller einfach nur reden.“ – Ungefähr so hat es irgendjemand geschafft Netflix davon zu überzeugen, den Film „Die zwei Päpste“ zu finanzieren. Allein für das oben beschriebene Szenario lohnt sich der über zwei Stunden lange Film auch. Beide Schauspieler machen einen fantastischen Job und bringen alle Facetten der echten Männer gut rüber: Das Alter, die Akzente, die Eigenheiten. Lass die beiden Herren zwei Stunden lang durchlabern, über persönliches, politisches und kirchliches, lass es einfach als Kammerspiel im Garten inszenieren und ich geh aus diesem Film raus und bin vollkommen zufrieden. So gibt es leider ein paar Abzüge in der B-Note. Die immer wieder eingestreuten Rückblicke variieren in der Qualität sehr stark. So ist die Papst-Wahl am Anfang noch interessant wie ein Wettkampf gestaltet, wo die ganze Welt nur auf ein Tor bzw. auf weißen Rauch wartet. Die Rückblicke auf das Leben von Franziskus hätte es dabei für mich nicht gebraucht, immerhin hing ich sowieso an den Lippen von Jonathan Pryce. So herrscht auch die größte Dynamik am Anfang, wenn sich die Beiden ihre Argumente gegen den Kopf werfen und über das Weltgeschehen reden. Leider rückt dieser beste Aspekt im ganzen Film immer weiter nach hinten. Außerdem sollte man keine größere Kirchenkritik erwarten. Der Streifen benennt die Probleme zwar beim Namen (immerhin!), aber versichert uns als Zuschauer, dass das alles der Vergangenheit angehört und die Probleme entweder mit dem neuen Papst gelöst sind oder bald gelöst werden. Dass Papst Franziskus eher konservativ ist und nur für das Oberhaupt der Kirche progressiv wirkt, passt da auch nicht so ins Konzept. „Die zwei Päpste“ ist ein Film der von seinen Darstellern getragen wird und der brillante, kammerspielartige Momente bietet. Umso länger der Film geht, umso weiter sinkt meine Faszination für diesen Film. Ab da sieht man nicht mehr zwei Gelehrte beim Fachsimpeln, sondern nur zwei alte Männer die auf die Vergangenheit schauen und um Vergebung bitten. Leider am Ende damit nicht mehr ganz mein Fall.
Ein weiterer Netflix-Film hat es auf der Zielgeraden noch bei mir auf den Bildschirm geschafft und meine Erwartungen waren hoch. „Schau dir „Marriage Story“ an, du wirst heulen, der ist richtig krass“. Ja, von vielen Seiten wurde mir der Film über die Scheidung einer kleinen Familie empfohlen. Tatsächlich bietet der Streifen auch wahnsinnig gute Aspekte. Da wären an erster Stelle die Hauptschauspieler Scarlett Johansson und Adam Driver. Gerade erstere kann hier endlich mal wieder zeigen, was sie drauf hat. Aber allgemein ist der Film bis auf die letzte Nebenrolle gut besetzt. Ebenfalls steht auf der Pro-Seite, dass sich nicht wirklich auf eine Seite geschlagen wird. Frau und Mann haben beide ihre positiven und negativen Eigenheiten und machen Fehler in diesem Endstadium ihrer Beziehung. Auch wenn ich am Ende mehr auf Adam Drivers Seite war, so bemüht sich der Film einen möglichst ausgeglichen Blick auf die Sache zu werfen. Am besten wird das deutlich, in einer Szene, wenn der ganze Streit eskaliert. Hier kommen alle guten Aspekte des Films zusammen und es war auf jeden Fall ein Filmhighlight 2019. Leider geht’s danach stur bergab. Bei einem möglichen „Lösungsversuch“ wird plötzlich nur noch eine Seite gezeigt und diese Szenen sind dann auch noch grotesker und humorvoller als der Rest. Man hatte wirklich das Gefühl, dass es hier eine Zäsur gab, denn auch danach geht es mit zwei Musical-Nummern weiter, bevor am Ende wieder der Ton gefunden wird. Da ist das Kind aber schon in den metaphorischen Brunnen gefallen. Für einen Film, der nur eine Momentaufnahme zeigen will und nicht wirklich eine große Geschichte erzählen möchte, finde ich es extrem seltsam, dass für 20 Minuten nach dem Höhepunkt des Films, der Ton des Streifen komplett wechselt. Auch die wirklich berührenden letzten Momente konnten mich dann einfach nicht mehr bekommen. „Marriage Story“ ist ein fantastischer Film, mit genialen Momenten und Schauspielern, denen man alles abkauft. Leider fällt der Streifen im letzten Viertel komplett ab und findet bis kurz vor Schluss auch nicht mehr in die Spur. Schade, der Film hätte nämlich eigentlich mehr als nur eine „gute“ Bewertung verdient.
- Filmranking für Dezember 2019:
Platz | Filme | Wertung von 5 | Laufzeit (Min) | Wo gesehen |
1 | Star Wars Episode V | 4,5 | 124 | Bluray |
2 | Crouching Tiger, Hidden Dragon | 4,5 | 120 | Bluray |
3 | Star Wars Episode VI | 4,5 | 135 | Bluray |
4 | The Irishman | 4,5 | 209 | Netflix |
5 | Star Wars Episode IV | 4 | 121 | Bluray |
6 | Star Wars: Rogue One | 4 | 133 | Amazon Prime |
7 | Your Name | 4 | 106 | TV |
8 | Can you ever forgive me? | 4 | 107 | Amazon Prime |
9 | Weihnachten bei Hoppenstedts | 4 | 25 | TV |
10 | Dinner for One | 4 | 18 | TV |
11 | Star Wars Episode III | 4 | 140 | Bluray |
12 | Marriage Story | 3,5 | 137 | Netflix |
13 | Die zwei Päpste | 3,5 | 125 | Netflix |
14 | Star Wars Episode VII | 3,5 | 136 | Amazon Prime |
15 | Die Feuerzangenbowle | 3,5 | 97 | TV |
16 | Michel in der Suppenschüssel | 3,5 | 95 | TV |
17 | Star Wars Episode VIII | 3,5 | 152 | Amazon Prime |
18 | Star Wars Episode IX (Erstsichtung) | 3,5 | 142 | Kino |
19 | Star Wars Episode IX (Zweitsichtung) | 3 | 142 | Kino |
20 | Don Camillo | 3 | 107 | TV |
21 | Star Wars Episode I | 3 | 136 | Bluray |
22 | Das Feuerzeug | 3 | 80 | TV |
23 | Star Wars Episode II | 2,5 | 142 | Bluray |
24 | Tischlein deck dich | 1,5 | 60 | TV |
Schnitt | 3,60 Pkt. | 116,21 Min. | Bluray: 7 | |
Gesamt | 24 Filme | 2.789 Min. | Streaming: 7 | |
46,5 Std. | TV: 8 | |||
Kino: 2 |
Ich liebe Don Camillo. Weiß gar nicht mehr, wie oft ich die Filme schon gesehen habe 🙂
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Fand den auch unterhaltsam, keine Frage. Ein Feiertagsklassiker wirds bei mir aber nicht 😀
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Den guck ich das ganze Jahr 😂
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Bin von deiner Faszination über Can You Ever Forgive Me doch fasziniert, ich fand den so durchschnittlich. The Two Popes geb ich dir Recht, fand ich aber (zumindest von der Wertung her) einen Tick besser.
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„Tiger and Dragon“ hat auch einen extrem guten Soundtrack, fernab vom Film an sich…
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