Studienfahrt – Das bedeutet tagelang Wahrzeichen anschauen, sich durch die Touristenströme quälen und keine Zeit zum Schreiben von Blogeinträgen finden. Aber eigentlich soll man ja eine andere Kultur erleben und genau das habe ich am letzten Tag in Rom versucht. An alle Kinofans und Filmnostalgiker: Wenn ihr einmal in der ewigen Stadt seid, nehmt euch einen Tag Zeit für „Cinecittá“.
- Cine…Was?
Idyllisch gelegen zwischen der Innenstadt und dem Flughafen, erstreckt sich das Gebiet eines der berühmtesten Filmstudios der Welt. Zugegeben, ich hatte noch nie davon gehört, dass es in Rom so etwas wie die Filmstudios in Babelsberg gibt. Auch wenn der Name nicht jedem geläufig ist, so kennt jeder die Filme die dort geschaffen wurden. Von Monumentalfilmen wie „Ben Hur“, über große italienische Werke wie „Achteinhalb“ oder „La Dolce Vita“, bis hin zu neueren Produktionen wie „Gangs of New York“ von Martin Scorsese oder die HBO-Serie „Rome“. Gegründet wurden die großen Hallen in den 30er Jahren, also im Nationalsozialismus von Mussolini. Nach dem 2. Weltkrieg entdeckte Hollywood, dass die Kombination aus vielen regionalen Künstlern und billigen Arbeitskräften sehr lukrativ sein kann. Bis heute entstehen in dem Gebäudekomplex Filme und Serien. Natürlich konnte ich mir diesen zentralen Ort der Filmgeschichte nicht entgehen lassen. Für den schmalen Taler von 15€ (vergünstigt 10€) erhält man Zugang zum vorderen Bereich, den Ausstellungen und der Studio-Tour. Nach dem Eintritt gelangt man in einen wunderschönen Park mit einem kleinen Café und Blick auf die eher unscheinbaren Hallen der Filmstudios. Ab hier beginnt die großartige Reise durch die Filmgeschichte.
- Die Ausstellungen
Vor dem Beginn der öffentlichen Führungen konnte man sich in zwei Museen umschauen. Im kleineren Teil gab es auf verschiedenen Postern die Geschichte des Studios zu sehen und in zwei „Mini-Kinos“ konnte man sich gemütlich zurücklehnen und Backstage-Material aus den 50er und 60er Jahren anschauen. Das größere Museum zeigt dann die Geschichte von „Cinecittá“ sehr ausführlich und jeder Raum ist thematisch angepasst. So wurden Teile von „Eine Handvoll Dollar“ dort gedreht und man konnte Filmszenen der Italo-Western-Ära in einem Saloon genießen. Außerdem sind dem Handwerk des Films dort eigene Räume gewidmet. So können Kostüme und Requisiten begutachtet werden, die eigenen Schauspieler-Talente im Greenscreen getestet werden oder man erstellt im Tonstudio eigene Übersetzungen. Das alles ist (zusammen mit dem fantastischen Espresso im Park-Café) ein netter Zeitvertreib bis zur eigentlichen Tour. Diese begann dann auch relativ zeitig, somit habe ich für beide Ausstellungen etwa 30 Minuten gebraucht. Allerdings kann man alleine da schon mehrere Stunden verbringen.
- Die Studio-Tour
Endlich geht es in das Innere der Filmstudios. Hier offenbart sich auch ein ganz anderer Vorteil dieses Ausflugsziels. Wo man z.B. in den vatikanischen Museen zusammen mit Touristen-Massen durch die Gänge geschleust wird, ist hier alles sehr ruhig und entspannt. Unsere Gruppe bestand aus etwa 20 Leuten aus vielen verschiedenen Ländern und die englischsprachige Führerin erklärte uns auf dem Weg alles, was man über „Cinecittá“ wissen muss. Nach dieser kleinen Geschichtsstunde gab es dann auch die ersten Rückschläge. Leider darf man nicht erwarten, dass man noch große Sets aus der alten Zeit besichtigen kann. Diese wurden nämlich meistens einfach weggeräumt oder zweitverwertet. So erging es auch dem vielleicht größten Monumentalfilm „Ben Hur“. Außerdem zerstörte ein Feuer vor wenigen Jahren viele Requisiten und Andenken. Leider konnten wir auch die große Studio-Halle nicht betreten, da dort gerade gedreht wurde. Diese Hallen sind jedoch wirklich komplett leer im Rohzustand und somit auch eher uninteressant. Dann konnten wir endlich die Sets besichtigen, die extra für die Führungen erhalten wurden. Besonders beeindruckend sind die Sets der Serie „Rome“. Dort wurden auf einem großen Platz einfach alle wichtigen Gebäude für die Außendrehs nachgebaut. Ich gebe zu, es nimmt einem etwas die Illusion, wenn man an einer riesigen Säule draufklopft und man merkt: Alles was man hier sieht ist aus Pappe bzw. Fiberglas. Selbst die Wege und Fassaden (unten auf den Bildern) sind nicht echt und reine Kulisse. Beeindruckend war auch ein unfassbar großer Greenscreen mitten auf dem Gelände. Dieser war so groß wie ein Hochhaus und breit wie eine Straße. Unterhalb davon gab es einen Platz aus Beton, welcher auch mit Wasser gefüllt werden kann z.B. für die Hafen-Szenen bei „Gangs of New York“. Fotos waren dort allerdings nicht erlaubt, da auch dort gerade Dreharbeiten stattfanden. Übrigens wird dort eine Remake-Serie zu „Im Namen der Rose“ als deutsch-italienische Co-Produktion gefilmt. Allgemein sind die Sets wirklich das Highlight der Tour. Man bekommt viele Informationen und einen guten Einblick in die Hintergründe des Films.
- Fazit
Ihr mögt Filme? Ihr seid zufällig bald mal in Rom? Dann nix wie hin! Wann sieht man schon mal die Kulissen von großen Produktion oder bekommt so einen fantastischen Einblick in die Geschichte des Films. Das Ganze auch noch an einem malerischen Ort mit wenig Touristen. Leider ging mein Flug nach Deutschland schon am selben Tag, sonst hätte ich dort Stunden verbringen können. Einfach mal ins „Mini-Kino“ setzten und alte Filmszenen und Backstage-Material anschauen oder den vielen Arbeitern beim Aufbau von Filmsets beobachten. Im „Cinecittá“ erlebt man nicht nur die Filmgeschichte hautnah sondern auch die aktuellen Arbeiten in einem großen Filmstudio. Meine absolute Empfehlung für den nächsten Besuch in Rom.
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